Autorin und Genealogin

Der falsche Mann

Mary lebte in dem kleinen Wüstenstädtchen Walnut Creek mit ihrem Vater John Mahoni, dem Sheriff von Walnut Creek. Die Mutter war vor ein paar Jahren bei der Geburt des kleinen John Junior gestorben, wobei Mutter und Kind nicht überlebt hatten. Beide hatte John hinter dem Haus in einem kleinen abgezäunten Garten begraben, den Marys Mutter angelegt hatte. Damals waren Mary, ihre schwangere Mutter und John von Texas nach Arizona gekommen. Wenn Mary den kleinen Garten pflegt, setzt sie sich oft an das Grab ihrer Mutter und erzählt ihr was sich dieser Tage in Walnut Creek ereignet hatte. Das war im Mai 1846. John wollte seine Familie aus Texas weg holen. Ein paar Wochen zuvor war der Krieg zwischen Mexiko und Texas ausgebrochen. So entschied man sich dafür umzusiedeln. Der Trip mit dem Planwagen ist Mary lebhaft in Erinnerung geblieben. Staubig, rauh und die Nächte kalt. Die holprige Fahrt war der Mutter nicht bekommen. Deshalb hatten die Eltern entschieden, als sie in Walnut Creek einen Stop einlegten um Vorräte zu kaufen, dass sie nicht weiter ziehen würden. Sie kauften ein kleines Stück Land am Rande der Stadt, auf dem John sofort mit dem Hausbau begann.

Jetzt, 6 Jahre später, war Mary zu einer jungen Frau herangewachsen und sah ihrer Mutter immer ähnlicher. Mary wurde aus ihrer Tagträumerei gerissen. Ein Pferd im Trab näherte sich und das Schnaufen des Tieres war zu hören. Der Reiter kam zügig näher und erblickte Mary, ehe sie sich ins Haus zurück ziehen konnte. Er rief ihr zu: „Mädchen, warte doch mal“.
Wie erstarrt blieb sie stehen und drehte sich langsam um. Der Mann mit seinen verstaubten Stiefeln und einem Colt am Gürtel und einem alten Gewehr am Sattelholster schob seinen Hut aus dem Gesicht und lächelte. „Joe Watson, Miss. Guten Tag. Können Sie mir bitte sagen, wo ich hier bin?“ Sie stammelt mit zarter Stimme „Ja Sir. Das hier ist Walnut Creek in Arizona.“ Der Reiter fragte nach einem Hotel oder Gästezimmer in der Stadt und wo er ein Bad nehmen und etwas Essen konnte. Dann ritt er in die Richtung davon, die das Mädchen ihm gewiesen hatte.

Ein paar Tage später hatte Mary im Kolonialwaren-Laden des Ortes ein paar Besorgungen zu machen. Sie hatte einen Korb voller Hühnereier dabei, die sie dem Ladenbesitzer zum Kauf anbieten würde. Die Hühner legten reichlich zur Zeit. Als sie den Laden betreten wollte, kam Joe Watson durch die Tür, dem sie fast den Korb Eier vor den Bauch gestoßen hätte. Im letzten Moment konnte sie einen Zusammenstoß verhindern. „Oh, hallo Miss.“ Sagte Joe während er sich grüßend an die Hutkrempe griff. „Guten Tag Mister Watson“ erwiderte Mary. „Sie haben mir neulich garnicht ihren Namen verraten“ bemerkte Joe. So kamen die beiden ins Gespräch. In den nächsten Wochen verabredeten sie sich immer wieder an Orten die der Öffentlichkeit des Ortes etwas abseits waren. Es gab keinen Zweifel: Die junge Mary hatte sich verliebt. Eines Abends beim Essen erzählte Mary ihrem Vater, dass sie sich verliebt hat und beobachtete gespannt seine Reaktion darauf. Der Vater sagte scherzhaft „So lange es nicht der Smithjack-Junge ist.“ Den Namen das Mannes behielt sie erst einmal für sich. Später am Abend hat John seiner Tochter von einem jungen Mann erzählt, der seit ein paar Wochen in der Stadt sei und für den er heute einen Steckbrief erhalten habe. Er würde noch heute Abend den Mann verhaften und in eine Gefängniszelle sperren, damit er in den nächsten Tagen von einem Marschall abgeholt werden kann. „Was soll er denn getan haben?“ Fragte Mary etwas nervös. „Er hat unten in Oklahoma ein junges Mädchen vergewaltigt und sie ist nun schwanger von ihm.“ „Du meine Güte. Was droht ihm denn für eine Strafe?“ Wollte Mary wissen.

„Nun“ sagte John zu seiner Tochter, und nahm seinen Hut von dem Haken an der Wand neben der Tür, „vermutlich wird man ihn aufhängen.“ Dann verließ der Mann sein Haus.

Mary sprang sofort vom Tisch auf und lief so schnell sie konnte zu Joe, als sie sicher war, dass ihr Vater sie nicht mehr sehen würde.

Ohne zu an zu klopfen stieß Mary die Tür von Joes Zimmer im Gästehaus von Misses Smithjack auf.
Joe griff blitzschnell zu seinem Colt. Als er die nach Luft ringende Mary mit erschrecktem Blick bemerkte, steckte er ihn wieder ins Holster. Dann schnaufte sie „Du hast ein Mädchen vergewaltigt? Was bist Du nur für ein Schuft?“ Schrie sie ihn an.

„Psst“, zischte Joe. „Das muss ja nicht jeder hören. Ich bin der falsche Mann. Das war ich nicht! Ich schwöre es Dir!“ In dem Moment, Joe wollte eben beginnen, Mary die ganze Geschichte zu erzählen, die sich inzwischen auf das Bett gesetzt hatte, stieß der Sheriff mit gezogenem Revolver die Zimmertür auf und trat mit 2 Männern herein.

„Pa! Nicht!“ Schrie Mary hysterisch mit ihrer Hand in Abwehrhaltung zu John Mahoni ausgestreckt. „Joe soll seine Geschichte erzählen dürfen!“ Und so hörten sich die Männer die Geschiche von Joe Watson an und erfuhren dabei, dass das Mädchen in Oklahoma ihn beschuldigt hatte, als sie ihre Schwangerschaft bemerke. Es war Joe nicht gelungen seine Unschuld zu beweisen, daher floh er aus seiner Heimat Oklahoma.

Mary war von Joes Unschuld überzeugt. Sie bat und flehte ihren Vater an, Joe nicht aus zu liefern. Deshalb beschloss John seiner Tochter zu Liebe nach Oklahoma zu reiten und die Sache auf zu klären. Joe musste aber so lange im Gefängnis bleiben. Deputy Peter Dalton begleitete John Mahoni. Der Hilfssheriff Walter Cropper bewachte Joes Zelle. Mary gin jeden Tag ins Sheriffs Office um Joe zu besuchen und ihm eine anständige Mahlzeit zu bringen.

Nach langen 65 Tagen die Männer zurück und erzählten das Erlebte. Er und Peter Dalton hatten das Mädchen, welches inzwischen ihr Kind geboren hatte, befragt. Sie gab zu, sich mit einem fremden Mann auf Durchreise eingelassen zu haben. Als ihr klar wurde, dass Joe gehängt werden würde, sagte sie endlich die Wahrheit: Sie kannte den Unterschied zwischen Vergewaltigung und Techtelmechtel nicht. Da sie in Joe verliebt war, hatte sie gehofft, man würde ihn zwingen, sie zu heiraten.
Nachdem die Wahrheit heraus gekommen war, blieb Joe in Arizona und heiratete ein paar Monate später seine Mary.

11